Verlust- und Trennungsangst / Sammelzwang / Wortfindungsstörung

Wie der 12jähriger Jonas in nur einer Sitzung im Film seines Lebens die Verlust- und Trennungsangst hinter sich lassen konnte und am Schluss seine Kabel vom Kopf zum Mund reparierte und dies direkt schon während der Sitzung ohne Wortfindungsstörung

Aus dem Schwebepraxis- Tagebuch

12jähriger Junge, kann sich von nichts trennen, nicht einmal von einem Stück Papier. Sammelt seit früher Kindheit an alles, was ihm in die Finger kommt. Leidet an enormer Verlustangst. Jonas musste ein paar Stunden nach der Geburt in ein anderes Spital auf die Neonatologie verlegt werden, seine Mutter konnte erst ein paar Tage später zu ihm. Als Kleinkind litt er an schmerzhafter Trennungsangst was den Schulstart erschwerte. In ein Klassen- oder Sportlager geht er nur, da die Vorfreude auf das Abenteuer grösser ist, als der kurze, intensive Schmerz der Trennung, welchen ihn jeweils schon Tage vorher leiden lässt. Sprachlich hat er auf Grund einer Hörminderung Wortfindungsstörungen, Mathe bereitet ihm keine Probleme. Da Jonas die Verlustangst als grösstes Problem empfand, ging ich mit den negativen Gefühlen, welche mit dem Verlust von Gegenständen zusammenhingen, in die Regression. Am Schluss überprüfen wir noch die Buchstaben und ob sie vom Gehirn schön in den Mund fliessen können.  

Im Film des Lebens zeigten sich viele Passagen, wo er unverschuldet Gegenstände wegwerfen musste oder akzeptieren musste, dass sie von seinen Geschwistern kaputt gemacht wurden. Beeindruckt war ich über die Tatsache, dass die Verlustangst nichts mit der Trennung von seiner Mutter nach der Geburt zu tun hatte. Wir entfernten die Gefühlsobjekte im Film seines Lebens und füllten die Lücken mit positiven Gefühlen wie Liebe von seiner Mutter oder den Gegenständen selbst, welche er in seiner Erinnerung behalten wollte.

Zum Schluss wollte ich von Jonas wissen, wo sich in seinem Körper das Buchstabenzimmer befindet. Er fand es in seiner Hand. Da dieses Zimmer nicht in die Hand gehört, verschob er es von seiner Hand in seinen Kopf. Ich fragte ihn, ob die Kabel, in welchen die Buchstaben zu seiner Zunge wandern, in Ordnung seien. Da änderte sich seine Haltung und er begann mit den Händen und seinem ganzen Körper zu erzählen und dies ohne Pause und ohne jegliche Wortfindungsstörung:

Ich habe genau 8 Kabel, sieben sind in den Regenbogenfarben, das achte ist schwarz.

  1. Kabel rot, hier fliessen die Buchstaben ABCDEF durch, jedoch zu langsam, ich muss es mit Wasser spülen, nun fliessen sie schneller
  2. Kabel orange, hier fliessen die Buchstaben GHIJK durch, jedoch zu schnell, ich schmiere Schleim in das Kabel damit sie langsamer kommen
  3. Kabel gelb, hier fliessen die Buchstaben LMNOP durch, jedoch ist das Kabel verstopft, ich muss die Verstopfung mit schnellen Steinen wegschlagen
  4. Kabel grün, hier fliessen die Buchstaben QRSTU durch, hier ist alles normal, so wie es sein soll
  5. Kabel dunkelgrün, hier fliessen die Buchstaben VWXYZ durch, hier fliessen die Buchstaben etwas zu schnell, ich muss es mit etwas stoppen, ich baue Stopper aus Beton ein.
  6. Kabel blau, hier fliessen die Satzzeichen .:»;, durch, im Kabel sind Netze, die stoppen die Satzzeichen, ich muss die Netze durchschneiden
  7. Kabel violett, hier fliessen !? durch, das Kabel ist in Ordnung
  8. Kabel schwarz, hier fliessen alle Zahlen durch, sie rattern da sie zu schnell fliessen und könnten kaputt gehen, das möchte ich auf keinen Fall, ich liebe Zahlen, ich öle das Kabel, damit ich sie schützen kann. Ich bin gut in Mathe, das möchte ich bleiben.

Jonas hat alles repariert und ich fragte ihn, ob nun alles ok sei, da sagt er erleichtert: Nun ist alles gut, jetzt kann ich Sätze ohne Probleme bilden.

Ein paar Wochen nach der Sitzung berichtet mir die Mutter, dass auf Grund der Arbeitssituation des Vaters ein Wohnort und ein damit verbundener Schulwechsel bevorsteht. Jonas hat sein Zimmer selbständig ausgemistet und die Spielsachen, welche er altersbedingt nicht mehr benötigt, zum Verschenken verpackt. Auf die neue Schule freut er sich und ist dankbar, dass er die Situation positiv sehen darf und nicht leiden muss. Er sagt, er werde vieles vermissen aber könne mit dem Handy mit seinen Kollegen in Kontakt bleiben. Ausserdem erhielt er kurz nach der Sitzung bei mir für seinen Vortrag eine ausgezeichnete Note die weit über den Noten war, die er bis anhin erhielt. Die Mutter berichtet mir zudem, dass sich das Essverhalten von Jonas positiv verändert habe. Vor der Sitzung verspürte er kaum ein Sättigungsgefühl. Manchmal dachten die Eltern, dass Jonas sogar den Zwang verspürte, Nahrung ansammeln zu müssen. Innert kurzer Zeit konnte er so 2kg seines Körpergewichts verlieren und verspürt seit der Sitzung ein klares Sättigungsgefühl.

Verändern wir Bilder, verändern wir Leben! Wir alle haben das Recht, dass wir unser Leben mit Höhen und Tiefen trotz allem geniessen dürfen und unser Leben mit positiven Gefühlen erleben dürfen. Wie Jonas sein Problem mit der Wortfindungsstörung lösen konnte, war sehr faszinierend. Und die Tatsache, dass die Verlust- und Trennungsangst nichts mit der Trennung der Mutter kurz nach der Geburt zu tun hatte zeigt mir, dass wir zu sehr im rationellen Verstand versuchen Dinge zu erklären, unser Unterbewusstsein jedoch seine eigenen, oft unlogischen Verknüpfungen macht.

Jonas durfte in nur einer Sitzung die Verlustangst und den Sammelzwang hinter sich lassen, ausserdem normalisiert sich sein Gewicht und vor allem muss er Worte nicht mehr suchen, sondern sie stehen ihm zur Verfügung.

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